Der Anbau von medizinischem Cannabis in Deutschland (und vielen anderen Ländern) ist streng reguliert und erfordert umfangreiche Genehmigungen, Sicherheitsmaßnahmen und Fachkenntnisse. Hier sind die wichtigsten Aspekte im Überblick:
Medizinisches Cannabis in Deutschland – Anbau & Lizenzierung
1. Wer darf medizinisches Cannabis anbauen?
Der Anbau ist nur mit einer Lizenz der Bundesopiumstelle (BfArM) erlaubt, die Teil des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist.
Zugelassen werden in der Regel:
- Pharmaunternehmen oder deren Tochtergesellschaften
- Unternehmen mit nachweislicher Erfahrung im Arzneimittelbereich
- Firmen, die hohe Sicherheits- und Qualitätsstandards erfüllen
2. Wie bekommt man eine Anbaulizenz?
Voraussetzungen:
- Bewerbung auf Ausschreibungen: Bisher wurden Lizenzen nur über EU-weite Vergabeverfahren (Ausschreibungen) vergeben. Unternehmen müssen sich mit einem Konzept bewerben.
- Erfüllung strenger Anforderungen: Dazu zählen:
- Reinraumtechnologie (GMP-konforme Anbau- und Produktionsanlagen)
- Sicherungssysteme (Alarmanlagen, Videoüberwachung, Zugangskontrollen)
- Fachpersonal (Pharmazeuten, Pflanzenbiologen, Sicherheitsexperten)
- Nachweis der finanziellen Leistungsfähigkeit
- Einhaltung der EU-GMP-Richtlinien (Good Manufacturing Practice)
Ansprechpartner:
- Bundesopiumstelle beim BfArM
3. Wichtige gesetzliche Grundlagen
- BtMG (Betäubungsmittelgesetz): Cannabis ist ein Betäubungsmittel, medizinischer Anbau fällt unter strenge Kontrollgesetze.
- Arzneimittelgesetz (AMG)
- GACP (Good Agricultural and Collection Practice): Standards für den Anbau von Heilpflanzen
- GMP (Good Manufacturing Practice): Standards für die pharmazeutische Verarbeitung
4. Anbau: Was muss man beachten?
a) Technische Anforderungen
- Geschlossene Anbauräume mit kontrollierter Umgebung (Licht, Temperatur, Luftfeuchtigkeit)
- Kein Outdoor-Anbau erlaubt
- Verhinderung von Pollenflug (für medizinisch konsistente Genetik)
b) Sicherheitsmaßnahmen
- Zutrittskontrolle, Alarmanlagen, Sicherheitsdienst
- Zugang nur für autorisiertes Personal
- Dokumentationspflichten
c) Qualitätskontrolle
- Jede Charge muss laboranalytisch geprüft werden (THC-/CBD-Gehalt, Schadstoffe, Pestizide)
- Rückverfolgbarkeit von Saatgut bis Verpackung
d) Vertrieb
- Nur an lizenzierte Apotheken oder Großhändler
- Nur über staatlich kontrollierte Kanäle
5. Alternative: Kooperation oder Import
Viele deutsche Unternehmen importieren medizinisches Cannabis aus Kanada, den Niederlanden oder Portugal, weil der Anbau in Deutschland auf wenige Firmen beschränkt ist.
6. Kosten & Wirtschaftlichkeit
Der Aufbau einer lizenzierten Cannabisproduktionsstätte kann mehrere Millionen Euro kosten. Investoren, Pharmaunternehmen und Agrarbetriebe sind meist die Hauptakteure.
7. Zukunft: Legalisierung und Privatpersonen?
Mit der Teillegalisierung von Cannabis zu Genusszwecken (seit 2024) gibt es Anbauvereine (Cannabis Social Clubs), aber:
- Nicht für medizinisches Cannabis
- Kein Verkauf an Apotheken oder Patienten erlaubt
- Kein kommerzieller Vertrieb
